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Internationales Großmeisterturnier Berlin

4. – 12. Juli 2009 im Hotel Kronprinz

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Berliner Großmeisterturniere, Teil 1

30. Juni 2009 von

Emanuel_Lasker

Ist Emanuel Lasker ein Betrüger?

Das aktuelle Großmeisterturnier, welches am 4. Juli im Hotel Kronprinz beginnt,  nahm ich zum Anlaß, einen Rückblick auf die bisherigen Großmeisterturniere in Berlin zu wagen. In der Auflistung werde ich hoffentlich die wichtigsten Turniere berücksichtigt haben. Außen vor blieben auf jeden Fall die Meisterschaften der Berliner Schachgesellschaft, die besonders zwischen 1910 und 1930 eine teilweise hochkarätige Besetzung aufwiesen. Auch die Berliner Meisterschaften habe ich nicht berücksichtigt, obwohl sie in der Spitze durchaus erlesen besetzt waren.

Eines der herausragendsten Turniere, das je in Berlin stattfand und danach auch nicht mehr übertroffen wurde, war wohl das Turnier des Berliner Tageblattes 1928. Hier versammelte sich die Weltelite. Capablanca gewann klar, Marshall wurde Letzter. Der einzige deutsche Teilnehmer, Siegbert Tarrasch, mußte nach drei Runden wegen Krankheit zurücktreten. Fritz Sämisch, der als Ersatzmann vorgesehen war, konnte leider nicht einspringen. Für Tarrasch, der noch 200 Reichsmark erhielt, waren es die letzten offiziellen Partien.

Spektakuläre Ereignisse hatte die Schachpresse von einem Turnier im Jahr 1890 zu berichten. Curt von Bardeleben bezichtigte Emanuel Lasker des Betrugs, weil dieser in einer kritischen Position für 37 Minuten das Spiellokal verließ und nach seiner Rückkehr den einzig richtigen Zug machte! Computerhilfe konnte von Bardeleben Lasker nicht vorwerfen. Die im gleichen Jahr von Torres y Quevedo gebaute Schachmaschine konnte gerade mal mit König und Turm gegen König mattsetzen. Immerhin!

Der erste Teil der Geschichte der Berliner Großmeisterturniere behandelt die Jahre 1881 bis 1930. Vor 1881 konnte ich keine (bedeutenden) Turniere finden. Es wurden aber sehr häufig Zweikämpfe gespielt.

Wer Fehler findet oder die ein oder andere Ergänzung machen möchte, kann sich über die Kommentarfunktion mitteilen oder mir mailen.

1881: DSB-Kongreß

Zwei Jahre nach Gründung des Deutschen Schachbundes fand der 2. Kongreß in der Schachhauptstadt Deutschlands, in Berlin statt. Der Engländer Joseph Henry Blackburne siegte bei 18 bzw. 17 Teilnehmern mit drei Punkten Vorsprung. Auf den Plätzen folgten die Polen Johannes Zukertort und Simon Winawer. Ausgestiegen war nach drei Niederlagen der Österreicher Karl Pitschel. Er fiel aus der Gesamtwertung heraus.

1890: Vereinigung Deutscher Schachmeister

Die Vereinigung Deutscher Schachmeister plante in Vorbereitung auf ein Turnier in Manchester ein kleines Turnier im Architektenhaus. Da der Saal aber bereits anderweitig vergeben war, zog man in den Schillergarten um, wo auch die Berliner Schachgesellschaft ihr Domizil hat. Die Leitung des vom 21. – 26. Juli stattfindenden Turniers hatte Hermann Zwanzig, der Generalsekretär des Deutschen Schachbundes.

Zehn Teilnehmer begannen ursprünglich das Turnier, aber nur sechs hielten bis zum Ende durch. Zuerst schied Fritz Riemann wegen Erkrankung aus, Johannes Minckwitz hatte nach der dritten Runde keine Lust mehr. Drei Niederlagen hatte er bis dahin gesammelt. Curt von Bardeleben trat in der siebten Runde zurück. Er bezichtigte seinen Gegner Emanuel Lasker des Betrugs! Lasker hatte im kritischen Moment der Partie für 37 Minuten das Spiellokal verlassen und machte nach seiner Wiederkehr den einzig richtigen Zug. Obwohl von Bardelebens Protest anerkannt wurde, blieb das Ergebnis gültig.

Max Harmonist war dann der vierte Aussteiger. Er hatte von dem ganzen Theater wohl die Nase voll.

Ach ja, der Sieger…
Emanuel Lasker siegte punktgleich mit seinem Bruder Berthold vor Horatio Caro und Theodor von Scheve.

1897: Meisterturnier des SV Centrum

Der Schachverein Centrum, von dem ich bisher nur Hinweise in den Jahren 1897 und 98 fand, hatte mit dem Vorsitzenden Carl August Walbrodt sein wohl berühmtestes Mitglied. Am Jahresanfang 1897 führte der Verein sein wohl bekanntestes und möglicherweise auch das einzige große Turnier durch. Sieben Meister stellten sich und Curt von Bardeleben holte sich den ersten Preis: 300 Mark. Zweiter wurde Rudolf Charousek vor Wilhelm Cohn.

1897: DSB-Kongreß

Der noch junge Deutsche Schachbund hatte seinen 10. Kongreß nach Berlin vergeben. Die Berliner Schachgesellschaft feierte ihren 70. Geburtstag.

Zwanzig Meisterspieler aus aller Welt begannen am 13. September im Architektenhaus das Turnier. Curt von Bardeleben war bereits nach der ersten Runde nach einem Kurzremis gegen Johannes Metger zurückgetreten. Der Österreicher Berthold Englisch folgte ihm nach der Hälfte des Turniers.

Sieger wurde der Ungar Rudolf Charousek vor Carl August Walbrodt und Joseph Henry Blackburne.

1907: 80 Jahre Berliner Schachgesellschaft

Richard Teichmann spielte die Konkurrenz in Grund und Boden und gewann ungeschlagen mit 9 aus 11. Zweiter wurde der junge Berliner Ehrhardt Post, der neben einer großen schachlichen Spielstärke auch das Talent zum großen Funktionär hatte. 1911 übernahm er den Vorsitz über die Schachgesellschaft, 1920 wurde er Zweiter Vorsitzender im Deutschen Schachbund.

1918: Zwei Viermeisterturniere

Das erste Turnier fand im April statt. Es gewann Milan Vidmar vor Carl Schlechter, Akiba Rubinstein und Jacques Mieses.

Im Oktober 1918 war Schlechter wieder mit von der Partie. Es war sein letztes Turnier. Zwei Monate später starb er in Budapest.

Im Kerkaupalast zeichnete wieder Bernhard Kagan verantwortlich. Die Lichtgestalt unter den Turnierorganisatoren, ließ es sich nicht nehmen, sein Konterfei für die Ewigkeit festzuhalten.

Emanuel Lasker, der auch das Turnierbuch schrieb, gewann dank einer Steigerung in der zweiten Turnierhälfte. Sein 1. Platz wurde ihm nicht nur mit 1.200 Mark versüßt, sondern auch mit einem Sonderpreis: 1.000 Zigaretten!

Akiba Rubinstein wurde Zweiter vor Schlechter. Siegbert Tarrasch hatte drei Söhne im Krieg verloren und konnte dem Turnier nicht seinen Stempel aufdrücken.

Siehe auch Roger Paige’s Schachseite

1919: Wieder zwei Viermeisterturniere

Im Kerkaupalast veranstaltete Bernhard Kagan im Februar das erste Viermeisterturnier des Jahres. Doppelrundig standen sich Jefim Bogoljubow, Alexej Selesniew, Richard Reti und Rudolf Spielmann gegenüber. Selesniew remisierte alle Partien. Zu wenig um Bogoljubow zu gefährden. Der gewann nämlich die restlichen Begegnungen.

Im September/Oktober fand das zweite Viererturnier statt, ebenfalls im Kerkaupalast und im Café Kerkau. Bogoljubow und Selesniew hatten es diesmal mit Fritz Sämisch und Curt von Bardeleben zu tun. Selesniew gewann mit einem halben Punkt vor Bogoljubow.

Siehe auch Roger Paige’s Schachseite

1920: Internationales Turnier

Ein mit zehn Weltklassespielern bestücktes Turnier fand 1920 statt. Der Ungar Gyula Breyer siegte vor Savielly Tartakower und Jefim Bogoljubow. Das Foto zeigt die Teilnehmer. Vorn in der Mitte glaube ich Bernhard Kagan zu erkennen, der das Turnier wahrscheinlich durchführte.

1924: Viermeisterturnier im Café König

Klein aber fein war die Besetzung dieses Turniers im Dezember 1924. In einem doppelrundigen Turnier verwies Paul Johner den favorisierten Akiba Rubinstein auf den zweiten Platz. Richard Teichmann wurde Dritter vor Jacques Mieses.

1926: Internationales Meisterturnier

Der Berliner Turnierveranstalter und Schachverleger Bernhard Kagan feierte im November 1926 seinen 60. Geburtstag und die Freie Schachvereinigung führte ihm zu Ehren ein Turnier mit zehn Meistern durch. Jefim Bogoljubow wurde nach langer schachlicher Pause wieder aktiv und siegte mit 7 Punkten vor Akiba Rubinstein 6 und Ernst Grünfeld 5.

1927: Internationales Turnier

Jefim Bogoljubow und Aaron Nimzowitsch waren klangvolle Namen eines Turniers im Jahr 1927. Gewinnen konnten sie aber nicht. Der Deutsche Alfred Brinckmann stahl ihnen die Show und spielte wohl das Turnier seines Lebens. Zwischen Brinckmann und die beiden ausländischen Meister schob sich dann auch noch Fritz Sämisch.

1928: Ein Turnier jagt das nächste…

Reich an großartigen Meisterturnieren war das Jahr 1928. Dabei ragte das Turnier des Berliner Tageblatt’s im Oktober noch heraus. Jacques Mieses, der für diese Zeitung arbeitete, brachte im Café König ein erlesenes Teilnehmerfeld bei einem Etat von 10.000 Reichsmark zusammen. Die sieben Spieler stellten die absolute Weltspitze dar: Capablanca, Marshall, Nimzowitsch, Reti, Rubinstein, Spielmann und Tartakower. Das Turnier erhielt den Beinamen “Elite-Turnier” und brachte so einige Bewegung in die Schachwelt. Rubinstein wurde durch Depressionen gequält. Er saß emotionlos in einer Ecke und überschritt die Zeit gegen Marshall. Tartakower zeigte einige merkwürdige Eröffnungszüge, Réti würde während des folgenden Sommers sterben und Marshall verlor seine Spielstärke. Tarrasch hatte seine letzten offiziellen Partien gespielt und 200 Reichsmark erhalten.
Capablanca gewann übrigens.

Kurz vor dem Tageblatt-Turnier richtete der Berliner Schachverband ein Turnier um den “Ehrenpreis der Stadt Berlin” aus. Vom 22. September bis 6. Oktober trafen im Café König zwölf Meister aus Deutschland, den USA, der Schweiz, Österreich und Jugoslawien aufeinander. Jefim Bogoljubow erwies sich als der Beste und er erhielt den Ehrenpreis – eine kostbare silberne Schale, die in künstlerischer Gravierung das Wappen der Stadt Berlin und die Widmung für den Sieger trägt – und ein wenig Taschengeld: 1.000 Reichsmark.

Begonnen hatte das Jahr 1928 im Februar mit dem Internationalen Meisterturnier zum 100jährigen Jubiläum der Berliner Schachgesellschaft (sh. Foto). Die Feierlichkeiten für diesen runden Geburtstag hatten bereits am 3. Dezember 1927 mit einem Fest begonnen, zu dem auch der Berliner Oberbürgermeister und sein Stellvertreter anwesend waren. Das Turnier sollte den Höhepunkt bilden.

Vierzehn Spieler kämpften um Punkte und einen Preisgeldfonds von 4.300 Reichsmark. Aron Nimzowitsch konnte mit einem halben Punkt vor Lokalmatador Jefim Bogoljubow gewinnen und kassierte den 1. Preis in Höhe von 2.000 Reichsmark, der vom Berliner Stadtrat gestiftet wurde.

Das vierte Hochkaräter-Turnier fand im Juli statt und wurde von der Freien Schachvereinigung durchgeführt. Bei sechs Teilnehmern siegte mit je 3,5 Punkten Carl Ahues vor Kurt Richter.

1930: Viermeisterturnier

Der US-Amerikaner Isaac Kashdan, damals in seiner Heimat der führende Spieler, gewann ein doppelrundiges Viermeisterturnier vor Karl Helling, seinem Landsmann Hermann Steiner und Fritz Sämisch.

1930 führte der Berliner Schachverband noch ein weiteres sehr stark besetztes Turnier durch – in Swinemünde. Neben sechs deutschen Meistern, nahmen Ende Juni an der Ostseeküste auch vier starke ausländische Spieler teil. Sieger wurde Fritz Sämisch vor dem Tschechen Salo Flohr und Ludwig Rellstab.

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